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Werden dicke Menschen in unser Gesellschaft gemoppt?

Heike Lewin • 26. Juli 2022

 Mobbing in der Schule, Arbeit und Privat, was wird öffentlich gemacht und was läuft im Verborgenen ab. 

Was genau ist Mobbing?
Von Mobbing spricht man, wenn jemand von einer Person oder einer Gruppe über einen längeren Zeitraum wiederholt gedemütigt und schikaniert wird. Es ist eine Form von Psychoterror mit der Intention, dem Opfer zu schaden, es auszugrenzen und abzuwerten.
Die gezielten Angriffe können direkt oder indirekt erfolgen. Unmittelbar etwa durch Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen, Bloßstellen und Ignorieren. Indirekt (im Hintergrund agierend) z. B. durch Intrigen, Sabotage und das Verbreiten von Gerüchten.

In den sozialen Medien:
Beleidigt und ausgegrenzt: Für viele Dicke ist Fat Shaming Teil ihres täglichen Lebens, insbesondere in den sozialen Medien. Doch was genau bedeutet Fat Shaming?
›Fat Shaming‹ bezeichnet das öffentliche oder private Kritisieren und Beleidigen von Übergewichtigen mit dem Ziel, dass diese sich für ihr Gewicht und Essverhalten schämen. Dahinter steht die Annahme, dass Scham dazu führt, dass die Übergewichtigen ihre Ernährungs- und Lebensweise umstellen, um Gewicht zu verlieren. 
Viele wissenschaftliche Studien belegen allerdings, dass vor allem die wahrgenommene Stigmatisierung und Diskriminierung bei Übergewichtigen zu psychischen Belastungen und kritischem Essverhalten führt. 

In unserer Gesellschaft:
Übergewichtige Personen werden häufig mit negativen Merkmalen assoziiert oder als Zielscheibe für Spott dargestellt. Tatsächlich sind diskriminierende Aussagen über dicke Menschen weit verbreitet. Menschen werden aufgrund ihrer Körperfülle angegriffen, beleidigt oder ausgegrenzt. Dicke Menschen, so heißt es dann, seien faul, verfressen, unachtsam. Die gesellschaftliche Ächtung von dicken Personen spiegelt sich im Mobbing auf dem Schulhof und in der Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt wider.

In den Medien sind sie zumeist unterrepräsentiert. Jedoch stelle ich mit Erstaunen fest, den einen oder anderen dicken Schauspieler zu sehen und auch in der Werbung merke ich eine Veränderung. Waren es vor Jahren noch super schlanke, sportliche Menschen sind es nun hin und wieder auch andere :-) 

Mit Schauern habe ich bei meiner Recherche auch gesehen, dass es im Internet ganze Communities, die online verschiede­ne Formen des ›Fat Shaming‹ fördern, gibt. Aber auch in Bereichen wie Beruf, Gesundheitsversorgung oder Ausbildung werden Übergewichtige systematisch benachteiligt.

Vor einiger Zeit hat eine Hotelbesitzerin gesagt, Zitat: „Also ich finde es persönlich diskriminierend, dass ich so einen Anblick ertragen muss“. Mittlerweile hat sie probiert es gerade zu biegen, es ging ihr nur um ihre Designermöbel die kein Gewicht über 130 Kilogramm tragen. Die Hotelbuchungen sollen rapide rückläufig sein. 

Anscheinend hat ein Teil der Gesellschaft sich zu sehr daran gewöhnt, dicke Menschen abzuwerten. 

Für viele Dicke ist Fat Shaming Teil ihres täglichen Lebens. Im Internet, wo Beleidigungen völlig anonym geäußert werden können, erleben Dicke besonders viel Dickenhass. Im Verhältnis mehr Frauen wie Männer. Häufig verschränkten sich dabei Frauenhass und Dickenfeindlichkeit. Der Körper wird als Möglichkeit eines einfachen Angriffs gesehen, als Möglichkeit, sich nicht mit den Inhalten einer Person auseinandersetzen zu müssen. Der Dickenhass im Netz trifft jedoch nicht nur Frauen, jede dicke Person kann zur Zielscheibe werden. Auch Kinder. Aber das Thema schauen wir uns im nächsten Blogartikel einmal an.

Doch was können wir gegen den Hass gegen Dicke tun? Es gibt rechtliche Möglichkeiten, zumindest den strafrechtlich relevanten Beleidigungen und Gewaltandrohungen entgegenzutreten. Aber hat man dazu Lust, Kraft und Geld? 

Mobbing im Alltag meiner Klienten und aus eigener Erfahrung:
1. Körperliches Mobbing.
Dies ist wohl die offensichtlichste Version und kommt meist bei Kindern und Jugendlichen vor. Aber auch Erwachsene sind nicht davor geschützt: Schlagen, Treten, Kneifen, Bein stellen oder andere Angriffe kennen fast alle Übergewichtigen. 

2. Verbales Mobbing
Verbales Mobbing besteht aus Beleidigungen (eh du fette Sau, deutsche Panzer rollen wieder) , Spitznamen (Tonne, noch harmlos) , rassistischen Ausdrücken (fetter Nigger) und anderen. Auch Drohungen gehören dazu. 

3. Cybermobbing
Cybermobbing ist heutzutage die häufigste Form von Mobbing. Dieser Begriff bezieht sich auf schädliche Verhalten, die über digitale Technologien ausgeübt werden. Wie auch schon oben beschrieben.
Cybermobbing besteht aus Lügen verbreiten über erfolglose Abnehmversuche, aus Beleidigungen oder falschen Gerüchten über Textnachrichten, Emails oder soziale Medien. Auch das bewusste Ausschließen einer Person aus online Gruppen weil jemand zu dick ist,  wird als indirekte Form von Cybermobbing angesehen. Beleidigungen: Das Versenden von gemeinen oder vulgären Nachrichten an andere Personen.

4. Sexuelles Mobbing
Dies sind belästigende Kommentare ( du gehst ungeöffnet zurück) oder ungewollter Körperkontakt. Beispiele sind vulgäre Gesten, sexuelle Spitznamen oder pornographisches Material. Sexistische Witze, über den Körper

5. Soziales Mobbing
Soziales Mobbing besteht aus dem Verbreiten von Gerüchten, negativen physischen Gesten, ungewollte Witze um jemanden zu beschämen, das Ermutigen von anderen jemanden auszuschließen und alles, was den sozialen Ruf negativ beeinflussen kann.

Was würde ich mir wünschen: 
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Wenn Du Mobbing in deinem Umfeld feststellst, solltest Du nicht die Augen verschließen, sondern dem Opfer deine Unterstützung anbieten:
Suche das Gespräch mit dem Mobbingopfer. Lass die Person erzählen und ihre Situation schildern. Höre aufmerksam zu. Erst dann kannst Du gezielt Hilfe anbieten. 

Motiviere sie/ihn zu aktivem Handeln. Mach Mut und unterstütze alle Aktionen, die helfen aus der Opferstarre raus zu kommen. Zeige Möglichkeiten zur Gegenwehr auf.

Biete dem Opfer Rückhalt und stärke sein Selbstvertrauen. Macht euch gemeinsam auf die Suche nach weiterer Hilfe.

Meine Recherche hat ergeben, dass jeder 2 übergewichtige Mensch schon einmal gemoppt wurde. Aber jeder Übergewichtige schon einmal die Erfahrung mit von Ausgrenzung und verbalen Angriffen gemacht hat. Für mich stellt sich immer die Frage, wann ist es wirklich Mobbing und wann sind es Machtspiele von anderen Menschen? 

Die Dunkelziffer soll in diesem Bereich bei 30 % liegen, weil vieles im Verborgenen abläuft und nicht offiziell kommuniziert wird. Und das was im Verborgenen abläuft, macht mir Sorgen ... 





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