Jahrzehnte habe ich Diäten gemacht, Kalorien gezählt, Kohlsuppe gekocht, Salat gegessen und auch gehungert, nur um ein paar Kilogramm abzunehmen. Süßigkeiten, herzhafte Snacks und Eis waren für mich absolut tabu. Naja, mit dem „Absolut“ hat es meistens nur ganz kurzfristig geklappt. Ich habe durchgehalten, mal länger, in der Regel aber eher kürzer und das Gewicht stieg weiter an.
Ich war der Meinung, dass ich nur abnehmen kann wenn ich mich strikt an eine Diät halte, Kalorien zähle, Fett einspare und abends keine Kohlehydrate esse. Meine Gedanken kreisten Tag für Tag ständig um das Thema essen. Wenn wir Gäste hatten, wuchs die Sorge nicht genug dazuhaben auch wenn die Erfahrung gezeigt hat, dass Alles im Überfluss vorhanden war.
Mit meinem eigenen Verhalten und meinen persönlichen Umgang mit dem Thema Essen, Abnehmen und Diät habe ich ständig gegen meine Natur gearbeitet. Mein Alltag war bestimmt von Reglementierungen, Verbote und Verzicht.
Durch diese immer wieder erfolgte Selbstreglementierung durch Diäten wurde mein Verlangen nach den verbotenen Lebensmitteln immer stärker und die Abstände zwischen den Heißhungerattacken immer kürzer. Natürlich führte das durch erlangte Kaloriendefizit zwangsläufig zur Gewichtsabnahme, aber sobald ich ich damit aufhörte nahm ich sofort wieder zu. Und manchmal hatte ich schon nach drei Tagen keine Kraft mehr oder vielleicht auch keine Selbstdisziplin um weiterzumachen und eine erfolgreiche Abnahme zu schaffen.
Über die dadurch entstandenen Konditionierungen machte ich mir gar keine Gedanken und über die psychischen Auswirkungen auch nicht.
Doch wie habe ich es geändert? Essen sollte also wirklich nicht mein Problem sein?
Mein Problem war etwas ganz anderes. Nämlich die Art und Weise wie ich esse und wie ich mit meinem Körper und meinem Essverhalten umgegangen bin. Durch meinen Umgang mit Essen sind Programmierungen in meinem Gehirn entstanden die genau mein Essverhalten ausgemacht haben.
Mein Problem war also die falsche Beziehung und die daraus entstandenen Programmierungen die ich zu Essen entwickelt hatte. Ich hatte komplett die Verbindung zu und das Verständnis für meinen Körper verloren. Ich wusste nicht mehr, wann ich Hunger hatte und wann ich satt bin. Jahrelang nahm ich mein Hungergefühl so gut wie gar nicht mehr wahr. Auch mein Sättigungsgefühl kannte ich nicht. Ich kann nur vollgestopft zu sein. Am Anfang meines Trainings habe ich eine zeitlang mein Hungergefühl suchen müssen, wie fühlt sich für mich persönlich Hunger überhaupt an? Es hat etwas gedauert bis ich wieder auf mein Hungergefühl vertrauen konnte und heute kann ich sagen, es ist wieder da und es fühlt sich gut an.
Wie bei fast allen Menschen die Übergewicht haben, habe auch ist überwiegend aus emotionalem Hunger gegessen und nicht weil ich hungrig war. Ich habe ganz oft gegessen aus Belohnung, Langeweile, Ärger, Einsamkeit und Freude. Ich habe über meinen Hunger gegessen. Nicht nur ein Brot, sondern gleich zwei oder drei...weil es soooo lecker war. Auf meine Pommes musste die doppelte Majonäse, weil es immer so war und im Kino immer die große Popcorntüte, weil es sonst vielleicht nicht reicht. Meine tagtäglichen Muster und Verhaltensweisen im Umgang mit Essen waren konträr zu meinen Körpersignalen. Und niemals habe ich meinen Körper gefragt, kann er das alles verarbeiten?
Das eigentliche Problem meines Übergewicht war also die falsche Beziehung die ich zu Essen entwickelt habe. Ich hatte mein Verständnis für meinen Körper verloren und musste lernen wieder die Signale meines Magen zu erkennen wann er Hunger hat und dann auch reagieren. Das bedeutete auch, dass ich als erstes lernen musste meinen Hunger nicht auszuhalten, sondern in zu stillen. Aber auch achtsam zu sein und zu lernen unterscheiden zu können zwischen körperlichen oder emotionalen Hunger.
Heute merke ich wenn mein Körper Hunger hat. Ich kann sehr gut unterscheiden, ob es wirklich körperlicher Hunger ist oder nur Appetit oder einfach das Bedürfnis zu essen. Natürlich gibt es auch heute in meinem Leben Situationen in denen ich esse obwohl ich keinen Hunger habe. Es sind Situationen, die in meiner Welt, immer mal wider auftauchen und dazu gehören. Oft höre ich, wenn man abnehmen will muss das Abnehmen oberste Priorität haben. Ich sehe das etwas anders. Wir alle haben unser eigenes wundervolles Leben, mit allen Höhen und Tiefen die dazu gehören. Und das bedeutet auch, dass es im Leben Situationen geben darf, die uns für eine kurze Zeit ein bisschen aus der Bahn werfen. Und manchmal ist genau die Schokolade oder das Glas Wein dann der Seelentröster den wir dann brauchen und das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist, dies zu erkennen und so schnell wie es für den einzelnen machbar ist wieder zur Achtsamkeit zurückzukehren.
Denn in den Momenten wo du weißt, wann du Hunger hast und auch nur in solchen Momenten isst, hast du die Hauptschwierigkeit für eine erfolgreiche Abnahme gelöst. Denn das was Du isst, ist nicht das Problem. Dein Körper signalisiert Dir, wann er satt ist und ob das Essen, was du ihm grade zuführst gut für ihn ist oder nicht. Deshalb...
Höre auf deinen Körper, denn er ist klüger als jede noch so raffinierte Diät der Welt----